Der gute Verbrecher und der böse Verbrecher

Man könnte meinen, das Mord gleich Mord ist und Missbrauch gleich Missbrauch. Sieht man sich jedoch die aktuellen Reaktionen der Gesellschaft an, ist dies keineswegs zutreffend. Kein Verbrechen polarisiert so sehr, wie das eines Migranten. Und sei es “nur” ein Einbruch.

Durchblättert man die Zeitungen, hat man den Anschein, dass es aktuell nur ausländische Verbrecher gibt, was bei der Gesellschaft wiederum die Haltung “Raus mit allen Migranten” hervorruft. Wie sollte es auch anders sein? Jedes erwähnte Verbrechen- von Vergewaltigung, Raubüberfall bis hin zum Mord- wurde von einem Ausländer ausgeübt. Der Mensch verallgemeinert das Thema und ausnahmslos alle Migranten werden zu einer Gefahr.

Somit ergibt sich die aktuelle Haltung der Gesellschaft. Ein Mord ist etwas schlimmes. Ein Mord, der von einem Migranten ausgeübt wurde, ist um ein Vielfaches chlimmer. Ein Missbrauch, ebenfalls etwas Schlimmes. Missbrauch, ausgeübt von einem Kirchenoberhaupt oder einer sportlichen Größe, scheint ebenfalls weitaus schlimmer zu sein. Und somit ergibt sich selbiges Problem, das auch früher vorgeherrscht hat. Nur in einer umgekehrten Weise. Wird ein 08/15 Normalo Österreicher gefasst, zeigt man sich entsetzt, dass ” so etwas” auch bei einem “normalen Österreicher” vorkommt.

So wie früher gehobene Persönlichkeiten immun gegen jegliche Vorwürfe waren, so wird nun erneut außer Acht gelassen, dass es Verbrecher in jeder Klasse und Ebene der Gesellschaft gibt. Ein Verbrechen ist nicht auf Ausländer manifestiert. Ein Mord ist etwas Schreckliches, egal, von wem er ausgeübt wurde, und egal wer das Opfer ist.

Wie konnte es in einer zivilisierten Gesellschaft so weit kommen, dass ein Menschenleben mehr zählt als das andere? Wieso wird der Tod eines Flüchtlingsmädchens kaum beachtet, während dem Tod eines österreichischen Mädchens ein medialer Aufschrei folgt? Es gibt keine “guten”Mörder, es gibt nur die “bösen” Mörder. Und jeder sollte mit dem gleichen Maß verfolgt werden, und nach den gleichen Regeln bestraft.

Wie man die gesellschaftliche Haltung ändern kann? Indem man die Menschen daran heranführt, das nicht jeder Migrant ein Verbrecher ist, nicht jeder Muslime ein Terrorist. Nicht jeder Dunkelhäutige Mann ist ein Vergewaltiger, genauso wenig, wie alle katholischen Pfarrer Kinder missbrauchen.

Nicht jeder Weiße ist ein Gutmensch, nicht jeder der lächelt ist freundlich. Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise einzigartig und Verallgemeinern lässt sich ganz einfach gar nichts, weder im Guten noch im Bösen.